13.01.2022
Einen großen Teil unseres Lebenszeit verbringen wir mit Arbeit. Wenn wir 8 Stunden am Tag schlafen, sind wir 112 Stunden in der Woche auf den Beinen. Bei einer 40-Stunden-Arbeitswoche widmen wir gut ein Drittel unserer Wachzeit der Erwerbstätigkeit. Dabei ist die Freizeit noch nicht mitgerechnet, in der wir an unsere Arbeit denken oder über sie sprechen. Wir haben daher guten Grund, uns damit zu beschäftigen, wie wir auch bei der Arbeit ein hohes Maß an Zufriedenheit und Freude finden, so dass wir motiviert zur Arbeit gehen und uns nicht schon am Montag nach dem Wochenende sehnen.
Erfreulicherweise müssen wir dabei nicht bei Null anfangen. Arbeitswissenschaftler und Glücksforscher haben bereits wertvolle Erkenntnisse darüber gewonnen, was zur Arbeitszufriedenheit beiträgt. Um dies zu erforschen, haben sie Verfahren entwickelt, um die Arbeitszufriedenheit zu messen. Eine verbreitete Methode besteht darin, Beschäftigte zu fragen: „Wie würdest du auf einer Skala von 1 bis 10 deine Arbeitszufriedenheit einstufen, wenn 1 die niedrigste und 10 die höchste erreichbare Arbeitszufriedenheit ist.“
Solche Befragungen lässt die Statistikbehörde der Europäischen Union, Eurostat, für die EU-Statistics on Income and Living Conditions durchführen. Im Jahr 2018 ermittelte Eurostat für Deutschland eine durchschnittliche Arbeitszufriedenheit von 7,0. Damit weisen die Erwerbstätigen in Deutschland im Vergleich zu denen in vielen anderen europäischen Staaten eine eher niedrige Arbeitszufriedenheit auf. Die Unterschiede gegenüber den meisten unserer Nachbarn sind allerdings gering. Im Durchschnitt der 27 EU-Staaten lag die Arbeitszufriedenheit im Jahr 2018 bei 7,2.
Doch es gibt Länder, in denen Berufstätige erheblich zufriedener sind. Spitzenreiter ist Finnland mit einer durchschnittlichen Arbeitszufriedenheit von 8,1, gefolgt von Österreich und der Schweiz mit je 7,9. Bezüglich der Arbeitszufriedenheit in Deutschland gibt es also noch einige Luft nach oben. Das wird noch deutlicher, wenn man sich ansieht, wie die Arbeitszufriedenheit unter den Beschäftigten verteilt ist.
Datenquelle: Eurostat.
Die Unterschiede werden noch deutlicher, wenn man sich ansieht, wie die Arbeitszufriedenheit unter den Beschäftigten verteilt ist. 25 % der Erwerbstätigen in Deutschland bewerteten ihre Arbeitszufriedenheit im Jahr 2018 mit hoch, 53 % mit mittel und 22 % mit niedrig. Im Vergleich mit den anderen EU-Staaten und der Schweiz fällt auf, dass es in Deutschland relativ viele Unzufriedene gibt. Für die Gesamtheit der EU-Staaten ist der Anteil der Erwerbstätigen mit niedriger Arbeitszufriedenheit mit 17 % deutlich geringer. Der Anteil der Hochzufriedenen ist in der gesamten EU dagegen etwa ebenso hoch. Die erste Umfrage im Jahr 2013 wies ähnliche Werte aus. Das Bild blieb im Zeitablauf also weitgehend stabil.
Bei den Spitzenreitern der Arbeitszufriedenheit sieht die Verteilung dagegen wesentlich erfreulicher aus. Beim Europameister Finnland sind 41 % der Erwerbstätigen mit ihrer Arbeit hochzufrieden und nur 5 % unzufrieden. In Österreich und Dänemark liegt der Anteil der Hochzufriedenen ebenfalls bei 40 %. Welch ein Unterschied zu Deutschland!
Datenquelle: Eurostat.
Die Umfragen geben keinen Aufschluss darüber, worin die Ursachen für die großen nationalen Unterschiede bei der Arbeitszufriedenheit liegen. Einige Antworten gibt jedoch die Studie The Happy Danes des Happiness Research Institutes in Kopenhagen. In dieser Studie haben die Kopenhagener Glücksforscher untersucht, warum die Lebenszufriedenheit und auch die Arbeitszufriedenheit der Dänen höher als in fast allen anderen Ländern der Welt ist. Zu dem, was die Dänen besonders positiv bewerten, zählt:
Diese Liste zeigt einiges auf, das eine hohe Arbeitszufriedenheit begünstigt. Das Meiste davon können die Erwerbstätigen beeinflussen, doch ist oft die Mitwirkung von Führungskräften und Arbeitgebern nötig. Eine wichtige Zutat fehlt jedoch auf der Liste, weil man sie durch Umfragen nicht erfassen kann: Arbeitszufriedenheit beginnt bei jedem Einzelnen im Kopf: Man muss zufrieden sein wollen und die richtige Einstellung dazu finden. Die Dänen gehören offenbar zu den glücklichen Völkern, die darin besonders gut sind.