18.04.2022
„Es ist gut so, wie es ist.“ „Du hast es richtig gemacht“. Aus solchen Gedanken entsteht Zufriedenheit. Auf die Frage, was uns zufrieden macht, können wir mit einer langen Liste antworten:
Unsere Bedürfnisse und Wünsche sind nahezu unbegrenzt. Sie sind von Mensch zu Mensch verschieden und ändern sich ein Leben lang. Ebenso ergiebig ist die Liste der Menschen, Ereignisse und Dinge, die uns unzufrieden machen. Was das Streben nach Zufriedenheit zusätzlich erschwert: Von Natur aus neigen wir dazu, das Negative stärker zu beachten. Rundum zufrieden sind wir deshalb selten.
Wenn wir hochzufrieden sein wollen, dürfen wir keine Perfektionisten sein. Andernfalls sind wir ständig damit beschäftigt, Defizite abzustellen. Kaum haben wir eines beseitigt, da taucht bereits das nächste auf. Was uns heute zufrieden macht, kann uns morgen schon wieder langweilen. Menschen brauchen Abwechslung, sonst werden sie unzufrieden. Glücksforscher nennen dieses Phänomen die hedonistische Tretmühle.
Macken, die wir vorher gar nicht wahrgenommen haben, können uns im nächsten Moment die Laune verderben. Es geht uns wie Hans im Glück, der, kaum war er mit etwas zufrieden, schon wieder damit haderte und etwas anderes haben wollte.
Die Grafik unten verdeutlicht, wie unsere Arbeitszufriedenheit Schwankungen unterliegt. Eine gute Besprechung, die unser Projekt weiterbringt, oder ein Plausch in der Kaffeeküche kann uns vorübergehend befriedigen. Langfristige Zufriedenheit stellt sich dagegen ein, wenn wir das Gefühl haben, dass uns das Leben gelingt, dass wir zufrieden sein können, wenn wir auf unser bisheriges Leben zurückblicken und an unsere Zukunft denken.
An Zufriedenheitsbefragungen nehmen immer wieder Menschen teil, die ihre Lebenszufriedenheit mit 10 bewerten. Wir können davon ausgehen, dass auch diese Menschen Stimmungsschwankungen unterliegen, sich über andere ärgern, Sorgen machen, Schmerzen haben, hin und wieder enttäuscht oder wütend sind. Die Höchstnote können sie ihrem Leben nur dann geben, wenn sie es aus der langfristigen Perspektive betrachten und vorübergehende Störungen ihres Wohlbefindens ausblenden. Helfen kann dabei eine optimistische Weltsicht, wie sie der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibnitz einnahm. Er schloss aus seinem Nachdenken über Gott und die Welt, dass wir in der Besten aller Welten leben müssten. Denn ein gütiger, allwissender Gott könne für uns nur die beste aller möglichen erschaffen haben. Ob man diesem Argument nun folgt oder nicht: Da uns keine andere Welt zur Verfügung steht, tun wir gut daran, sie als die bestmögliche anzusehen und das Beste aus ihr zu machen.
Aus dem Dargelegten folgt, dass wir grundsätzlich zwei Möglichkeiten haben, unsere Zufriedenheit zu steigern: Wir können daran arbeiten, unsere langfristige Zufriedenheit zu erhöhen. Und wir können uns darum bemühen, dass die Ausschläge nach unten kleiner und seltener, die nach oben größer und häufiger werden. Häufigere Ausschläge nach oben garantieren allerdings nicht, dass wir auch langfristig zufriedener werden. Denn wer immer nur das tut, was ihm im Moment Glücksgefühle beschert, kann seiner Gesundheit schaden, die Beziehungen zu seinen Mitmenschen beeinträchtigen und im Leben verfehlen, was er sich vorgenommen hat. Das bekannte Marshmallow-Experiment zeigt, dass Menschen, die für eine höhere Belohnung in der Zukunft vorübergehend auf etwas verzichten können, in der Regel erfolgreicher im Leben sind.
Zufriedenheitsmanagement ist also anspruchsvoll und sein Erfolg nicht garantiert. Letzteres liegt auch daran, dass wir oft gar nicht wissen, was uns zufriedener machen würde. Der Appetit kommt bekanntlich mit dem Essen, und manches, was uns heute begehrenswert erscheint, enttäuscht uns, wenn wir es haben. Letztlich wissen wir nie im voraus, wie unsere Bedürfnisse sich wandeln und welche Überraschungen die Zukunft bereithält.
Wir müssen unser Zufriedenheitsmanagement zudem individuell gestalten. Ein junger Mensch, der Karriere machen will, wird die Frage, was ihn zufrieden stellt, anders beantworten, als ein älterer, der in fünf Jahren in Rente geht.
Glücksforscher haben festgestellt, dass Menschen, die sich bemühen, glücklicher zu werden, auch unglücklicher werden können. Eine Ursache liegt darin, dass diese Menschen zu viel erwarten und sich unter Druck setzen.
Das Gegenteil ist jedoch auch möglich. Dass schreibe ich aus eigener Erfahrung, und das belegt die Vielzahl derer, die durch eine Änderung ihrer Geisteshaltung und einen positiven Lebenswandel ihr Leben zum Besseren gewendet haben. Mehr noch: Wer sich auf das Abenteuer einlässt, seine Lebenszufriedenheit aktiv zu steigern, der wird eine Menge über sich selbst erfahren und darüber, wie Menschen ticken.
Da es speziell bei der Arbeitszufriedenheit auch um Selbstwirksamkeit, Zeitmanagement und den konstruktiven Umgang mit unseren Mitmenschen geht, bekommen wir außerdem nützliche Werkzeuge an die Hand, mit denen wir unsere Arbeit effektiver, mit weniger Komplikationen und mehr Gelassenheit verrichten können.
Oft hilft bereits eine Änderung der Einstellung und die Welt erscheint uns freundlicher. Zum Beispiel können wir uns sagen: „So ein Mist, es regnet“ und traurig aus dem Fenster schauen. Wir können es aber auch mit Karl Valentin halten, der sagte: „Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch“, uns einen Regenmantel überziehen und hinausgehen. Wir können uns klar machen, dass Regen Pflanzen gedeihen lässt und alles Leben auf der Erde überhaupt erst möglich macht.
In nahezu allem lässt sich etwas Gutes finden, und sei es nur die Lehre zu verhindern, dass sich etwas Schlimmes wiederholt. Gelingt uns dies einmal nicht, kann Akzeptanz dafür sorgen, dass es unsere Stimmung nicht allzu sehr beeinträchtigt. Um uns derart umzuprogrammieren, müssen wir allerdings an uns arbeiten. Wir müssen es uns immer wieder vornehmen und eine optimistische Geisteshaltung durch Übung allmählich zur Gewohnheit werden lassen.
Zufriedenheit unterliegt fünf Einflüssen:
Wollen wir unsere Zufriedenheit erhöhen, können wir dies nur über unser Denken und Handeln. Geschehenes ist geschehen und was uns im Augenblick umgibt oder widerfährt können wir nur in der Zukunft ändern.